Spielzeit 2017/2018

Benno als Andri

Ich sei ein gefühlloses Schwein. Geil aber ohne Gemüt.

Solche Dinge werfen sie mir nach. Weitere Klassiker sind „Feiges Huhn“, „Geizhals“ und „Hosenscheißer“. Ich werde so oft von ihnen beschimpft, dass ich bald gar nicht mehr weiss, wer ich wirklich bin. Dabei bin ich doch auch nicht anders, als sie. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und mir ist meine jüdische Herkunft und die macht bei so etwas doch keinen Unterschied, oder? Wenn ich erstmal Tischler bin und die Leute sehen, was ich alles kann, werden sie schon

sehen, was sie davon haben mich immer so zu behandeln. Nun gut, noch bin ich Küchenjunge, aber mein Vater hat mir versprochen, dem Tischlermeister meine Lehre zu bezahlen, damit mein Traum endlich wahr wird. Tischler ist ein grandioser Beruf. Man verdient gutes Geld und schafft etwas mit eigenen Händen. Etwas worauf man stolz sein kann. Mein Vater ist ein echter Held, aber das wusste ich ja schon lange. Er ist zwar nicht mein echter Vater, aber ich schaue trotzdem zu ihm auf, wie zu keinem anderen Menschen. Damals hat er mich, ein kleines Judenkind, gerettet aus den Fängen der bösen, antisemitischen „Schwarzen“. Er denkt anders, als alle Andorraner und ist

ein großes Vorbild für mich und sämtliche Schüler, die er unterrichtet. Auch meine Mutter hat mich immer gut behandelt. Die beiden haben mich nie enttäuscht und aufgezogen wie ihr eigenes Kind. Wenn ich endlich Barblin heirate werde ich auch wirklich Teil dieser Familie.

Wer Barblin ist fragt ihr? - Das beste kommt immer zum Schluss. Barblin und ich wurden als Geschwister aufgezogen, aber wir liebten uns von klein auf. Wir haben uns verlobt und bald werde ich Vater um die Hand seiner Tochter anhalten. Das mag komisch klingen, aber wir sind ja nicht wirklich verwandt. Sie ist mittlerweile 19 und ich werde bald 21, also wird es langsam Zeit, dass wir heiraten. Ich meine die anderen Männer sollen ihr nicht ewig hinterherlaufen, oder? Hoffentlich freuen sich auch Vater und Mutter darüber.

 

Auch meine Geschichte hat ein Happy End, da bin ich mir sicher.

Betty als Barblin 

Mein Name ist Barblin und ich bin die Tochter des, nun ja, in letzter Zeit öfter betrunkenen Lehrers und meiner lieben Mutter.
Andri und ich sind wie Geschwister aufgewachsen, aber Gott sei Dank sind wir ja keine – denn wir fühlen mehr als das.
Bald wollen wir heiraten, und dabei ist mir egal, was die anderen sagen. Ich liebe ihn, nur das ist, was zählt.
Sollen sie sich die Mäuler zerreißen, die Wirtin und der Soldat und alle... Wobei Peider sowieso viel redet, wenn der Tag lang ist. Aber... Das, was er über die Schwarzen sagt, stimmt das eigentlich? Werden sie uns wirklich überfallen? Und was passiert dann?

Jakob als Lehrer

Can, – ein sonderbarer Name, ganz archaisch mutet das an, – woher kommt das überhaupt?

Ja, richtig, aus dem Lateinischen: candidus ist der Reine, der Glänzende. Sogar der große Cao  Can trug diesen Namen, ein hierzulande beinahe vergessener Politiker im alten China vor der Zeitenwende, Oberster Minister der Han-Dynastie. Was für ein heuchlerischer Name für einen verlogenen und versoffenen Dorflehrer, dessen Gewissen gerade so rein ist wie des Soldaten Unschuld. – Allein, nicht der Mensch ist verworfen, der gegen eine verworfene Welt anrennt. O tempora, o mores! Was bleibt dem gebrochenen, gekränkten Idealisten übrig, als zu schweigen, zu trinken und weiter zu schweigen. Ich habe es doch versucht! Die Schulbücher zerrissen habe ich, und den Kindern gezeigt, wie

sie aussieht, die elende Wirklichkeit. „Die Schwarzen sind zum Fürchten, allesamt! Dagegen sind ja sogar fast die Juden verträglich!“ – Wer kann sich so etwas anhören? Aber was hat es gebracht, als ich die Etikette der allumgebenden Ächtung in den andorranischen Wind gespuckt hatte: Nachbarn, die mich verlachen, einen Wirt, den ich reich mache, einen Sohn,

den ich verleugne. Und jetzt macht dieser Sohn, der von meiner Vaterschaft nicht das Geringste ahnt, dem einzigen Mädchen schöne Augen, das ihm wohlgesinnt ist, und dem einzigen Mädchen, das er nicht haben darf: meine Tochter.

Vincent als Soldat

Peider mein Name. Ich bin Soldat im mittleren Alter und wohne in Andorra. Keine Widerrede, so ein Jud ist feig und gehört nicht her. Andorra ist schön – und schön soll es auch bleiben. Lieber tot als Untertan, aber lieber Untertan statt Jud. Wenn die Schwarzen kommen, wer soll uns denn dann verteidigen, wenn Andorra voller Juden wäre... Immer sehe ich diesen Andri, wie er herumstolziert wie ein Gockel, immer sehe ich ihn. Macht sich an MEINER Barblin zu schaffen. Er hat sie nicht verdient – verdient hat er sie nicht! Wer alleweil nur ans Geld denkt, kann eine Frau nicht aufrichtig lieben, so wie es Soldaten tun. Die Barblin, scheint mir noch ein wenig abgeneigt, aber was liebevolle Wörter nicht regeln, tut der Gürtel. Wenn Mann nicht gerade in der Pinte sitzt, muss Mann halt zusehen wie er eine Beschäftigung findet...

und Barblin hat doch so schöne Waden...

Tim als Pater

Wer ich bin? Was spielt das überhaupt für eine Rolle? Alles was man über mich wissen muss, ist, dass ich im Dienste der Trinität von Gott, Jesus und Heiligem Geist versuche, Gerechtigkeit und Nächstenliebe in Andorra zu verbreiten. Aber wie soll mir das in einem Rudel von nationalbesessenen, fremdenfeindlichen und selbstverliebten Tölpeln gelingen? Ich weiß auch nicht weiter...

Ach, da muss ich gleich wieder an Andri denken.. der arme Junge macht sich das Leben ganz schön schwer, denkt die ganze Zeit darüber nach, dass er Jud ist und wird ganz komisch und verrückt dabei. Wären die Juden doch nicht immer so wehleidig und voller Weltschmerz, würde man sich viel besser mit ihnen verstehen lernen. Aber ich kann es nicht ändern, ich muss Gott ehren, indem ich es schaffe, selbst für Juden mein Herz zu öffnen. Wobei mir das aber immernoch leichter fällt, als diesem militant-andorranischen Pöbel um den Soldaten Peider etwas abzugewinnen. Wie kann so ein Geschöpf gottgeschaffen sein? Ach.. wer bin ich Gottes Werk zu hinterfragen.. Ich muss dienen,um eine gerechtere und schönere Welt zu hinterlassen, das ist alles was ich kann und will.

Jonathan als Tischler 

Mein Name ist Prader. Tischlermeister Prader. Nicht umsonst sagt man mir nach, ich baue die besten Stühle im Land. Stühle aus andorranischer Eiche- so gefällt es mir. Stühle von Prader, merkt euch das, Stühle von Prader sind geleimt, als wären sie schon immer Stuhl gewesen. Einen guten Tischlermeister macht natürlich auch aus, dass er Lehrlinge ausbildet. Fedri ist schon 5 Jahre bei mir, besser als ich kann er noch nicht Tischlern; aber auch seine Stühle halten gut hundert Pfund aus. Bei ihm merkt man, dass er`s im Blut hat. Nicht wie Andri, er ist ja schließlich auch ein Jud. Ich habe ja eigentlich nichts gegen Juden, Vorwürfe, ich wäre ein Antisemit weise ich strikt zurück. Aber- wo kämen wir

denn hin in Andorra, wenn ein Jud Tischler werden soll

Andorra ist ein schönes Land, da muss sowas doch nicht sein. 50 Pfund für eine Lehre? Mag nach Wucher klingen-aber ich feilsche nicht. In meiner Tischlerei wird noch auf Qualität geachtet, in meiner Tischlerei werden die besten Stühle in ganz Andorra, im schönen, friedlichen Andorra gebaut-und das soll auch so bleiben!  Mein Name ist Prader.

Stella als Geselle

Ich heiße Fedri und bin Geselle bei der Tischlerwerkstatt „Prader & Sohn“. Ich arbeite dort schon mittlerweile 5 Jahre und meine Stühle sind fast so gut, wie die vom Tischlermeister Prader. In dieser Werkstatt habe ich auch den Jud Andri kennengelernt, denn er wollte selbst Tischler werden. Trotz dass er ein Jud ist war ich so großzügig und wollte ihn sogar in meiner Fußballmannschaft aufnehmen. 

Ich, als Kapitän habe ihn sogar noch meine alten Fußballschuhe angeboten. Wir waren regelrecht Freunde, doch dann kam es zu einem Zwischenfall in der Werkstatt. 

 

Nun ja, es war nicht wirklich gerecht von mir, doch was hätte ich tun sollen? Nachher wollte ich auch nochmal mit ihm reden, doch da war er schon so, dass man nicht mehr mit ihm reden konnte. Außerdem habe ich ja auch an seine Zukunft gedacht. Er würde nie ein guter Tischler werden, er ist nun einmal ein Jud. Und dann kam noch hinzu, dass er sich zu gut für Fußball war. Es lag an ihm, deswegen ist alles erst so gekommen.

 

Louis als Arzt

Friederika als Senora

Anne als Jemand

Celina als Mutter

Klara als Wirt